TWIKE Klub

Die Piloten

Twike 056 (60'000 km):
- Michael Schoch, Schögy, Rickenbach ZH, schoegy@hotmail.com
- Matthias Schoch, Möteller, Rickenbach ZH, blitzkurier@gmx.ch

Twike 188 (30'000 km):
- Stephan Meister, Pepi, Oerlingen ZH, pepi52@hotmail.com

 

Das TWIKE auf Rekordfahrt
oder
1000 Kilometer-Twike-Tour 2001

Auf dem Simplonpass
Auf dem Simplonpass

1. Gebot des Twike-Fahrers:

"Es gibt nur genau zwei Zustände auf einer Twike-Tour: ladend und fahrend."

Wobei diese Ausgangslage Kapazität zu weiteren Beschäftigungen bietet und zwar in verschiedensten Kombinationsmöglichkeiten:

Laden und baden, buttern und futtern, jassen und siedlern währenddem die Batterien regenerieren. Zum Fahren kann man grüssen, singen, funken, sogar schlafen und kochen während des Blochens. Letzteres ist bedauerlicherweise noch immer eine Zukunftsvision, obwohl sich der geniale Benzinkocher von Schögy, pilot in command im Twike 056, sicherlich zum Kochen während der Fahrt eigenen würde, sofern er nicht gerade ausläuft und sich selber mit einer Stichflamme entzündet... Aber darauf, dass Matthias Schoch, Beifahrer des eben genannten Michael Schoch und auch Möteller (mit Betonung auf der zweiten Silbe, bitte) genannt, während einer Passfahrt tüchtig auf seinem Schosse Spaghetti-Sauce umrühre, darauf warteten wir leider vergebens. Dabei drängt sich die Idee geradezu auf, im elektrogeladenen Fahrzeug einen 12 Volt Backofen zu installieren, wo nach Bedarf während der Fahrt von vorne eine Pizza hineingeworfen werden kann. Doch dies nur so nebenbei.

Die Gebrüder Schoch wurden herausgefordert, unterstützt und begleitet vom Twike 188, dessen Piloten ebenso fahrwütig sind. Womit wir beim Twike-Gebot Nr. 2 angelangt sind:

"Die Twike-Batterien sind wenn immer möglich leer zu fahren."

Diesen Vorsatz befolgten beide Teams bis zum Exzess. Der Enthusiasmus für Rekordetappen war riesig, noch grösser der Ehrgeiz und abenteuerlich das Resultat: Das Twikelein streikte, stöhnte und starb und Pilot Pepi Meister sprang wagemutig mitten auf die Kreuzung, um mit letzten Kräften die nächste Steckdose zu erreichen, angefeuert vom Hupkonzert von zur Fahrt im Schritttempo gezwungenen Mitbenutzern der Strasse...

Die Steckdose -- unser Lichtblick alle paar Stunden. Dosen stachen von weit her in unser Auge; Bahnhöfe, Seilbahnen, Toiletten und Festbeleuchtungen erweckten unsere Aufmerksamkeit, und schon strömten Elektronen in Massen sobald die Batterie unter Kochtemperatur gesunken war (45 °C) ... und sofern uns niemand daran hinderte.

Wer könnte einem Twike schon einen Wunsch abschlagen, mag sich jeder Twiker fragen. Nun ja, es gab da so ein Aufseher eines supermercatos, der nach zwei, drei hässigen italienischen Worten und der sofortigen Einsicht, bei uns auf nichtverstehende Ohren getroffen zu sein, tatsächlich unverzüglich den Steckter erfasste, auf den Boden schleuderte, davonstolzierte und unseren Vermittler zwischen deutscher und italienischer Sprache fortan ignorierte. Na dann, der nächste Steckdosenbesitzer fand das Twike simpático. Und dies war die allgemeine Reaktion auf unser Auftreten. Besonders die Holländer in Norditalien zeigten sich sehr interessiert, aber auch auf dem Segelflugplatz Samedan konnten wir begeisterten Zukunftstwikern Auskunft geben, sowie auch während aller anderen Ladepausen. Aber nun der Reihe nach.

Beim Packen
Beim Packen

Wir starteten am Freitag, 20. Juli nachmittags Richtung St. Gallen, wo uns durch Beziehungen ein feudales Nachtessen, die Benützung des Swimming-Pools und ein Nachtlager zur Verfügung gestellt wurde. Am Samstag gings weiter ins Engadin. Bereits gaben wir für einige Tage dem Lagerleben gegenüber dem twike-tour-typischeren Nomadenleben den Vorrang und stationierten uns für drei Nächte auf dem Segelflugplatz Samedan. Hier trat der Drang zum Holzspalten und die allgemeine Flugbegeisterung zu Tage und einmal mehr wurde der Wunsch nach Flügeln am weissen Rumpf und Capot ausgesprochen. Spät nachts testeten wir Pisten und Rollwege, die Räder erwiesen sich als tauglich und die Länge des Beschleunigungsweges ermöglichte sogar eine Kreuzung mit 95 km/h in der Mitte. (Vergleich Pearl Harbour...)

Lagerstimmung in Ehren, aber das 3. Gebot gilt es nicht ausser Acht zu lassen:

"Das Twike soll ständig in Bewegung gehalten und häufig ausgeführt werden und auf keinen Fall untätig herumstehen".

So jagten wir dann auch auf alle Passhöhen in Reichweite -- natürlich vollgeladen und auf zweiter Stufe (20 A), was verschiedene langsame Autofahrer zur Depression geführt haben muss! (Berninapass, Albulapass)

Berninapass
Berninapass

Albulapass
Albulapass

Beim Morgenessen in Samedan
Beim Morgenessen in Samedan

Die Nächte auf dem Zeltplatz waren weniger erfreulich mit Temperaturen unter der Nullgradgrenze -- ein Wunder, dass das Kondenswasser nicht gleich gefror... So verabschiedeten wir uns am Dienstag von Segelfliegern und Segelflugzeugen und zogen mit der Hoffnung, dass sich die Lufterwärmung in niederen Höhen wirklich gemäss den Regeln des feuchtadiabatischen Temperaturgradienten verhielt, talabwärts, dem Comersee entlang Richtung Lugano. Auf 140 km erstreckt sich diese Strecke durch unberechenbares fremdes Land mit fremder Sprache und fremden Steckdosen. Aber die Topografie könnte einen Etappenrekord ermöglichen...

Mundwylers neue Batterien in Twike 056 waren der Herausforderung durchaus gewachsen, und erreichte ein Etappenrekord von 150 km ohne Laden und Schieben!!! Das Twike 188 erreichte trotz unglaublichen Engagements in punkto Energie-Investition in die Pedalen Lugano nicht ganz, hatte dafür die Ehre, den bereits erwähnten sehr hilfsbereiten supermercato-Aufseher kennenzulernen.

Unterwegs...
Unterwegs...

Natürlich erstatteten wir dem Twike-Zentrum Lugano einen Besuch ab (übrigens als erste Twiker), wurden unverzüglich mit Tessiner Gastfreundlichkeit zu Reissalat, Focaccia, Rohschinken und Champagner eingeladen, bekamen eine Führung durch das architektonisch sehr interessante Haus vom Architekten persönlich, und zum Dank für den Besuch erhielten wir alle das Twiker-T-Shirt geschenkt. Von nun an konnten wir uns nicht mehr aus den Augen verlieren und erkannten uns von weitem am Tenue: unisex, Einheitsgrösse, von unverkennbarem Rot und mit dem simplen Aufdruck der uns allen aus dem Herzen spricht: I LIKE TWIKE !

Team Schoch-Schoch
Team Schoch-Schoch

Die Crew Meister ladete vorbeugend auf, der Ehrgeiz der Schoch-Schoch-Mannschaft liess diese Vorsichtsmassnahme nicht zu mit folgenden Konsequenzen: Die oben erwähnte Rekordetappe von 150 km und weitere Heldentaten im Schieben!

Spät nachts erreichten wir trotzdem noch die feudalste aller Unterkünfte in Taverne, wo nach dem Bad im Swimmingpool mit Blick auf das funkelnde Lugano und den San Salvatore unzählige Betten zur Verfügung standen und wir bedauerlicherweise nicht in den Genuss kamen unser One-Touch-Zelt vorzuführen. Dafür machten wir uns am nächten Morgen früh auf (unter Einrechnung des 1 1/2 stündigen Aufsteh-Prozederes des jungen Herrn Schoch), bereit zu neuen Höchstleistungen.

Von Italien noch nicht satt, machten wir uns auf in Richtung Domodossola mit erstem Halt in Càmedo kurz vor der italienischen Grenze.

Möteller in Càmedo
Möteller in Càmedo

Hier erfuhren wir von einem weiteren Twiker, der sich genau einen Tag vor uns durch das Centovalli mit seinen engen und kurvigen Strassen voller agressiven Verkehrs gewagt hatte. (Wer dies mag gewesen sein?)

Beim Kochen
Beim Kochen

Im Centovalli
Im Centovalli

Die Berechnung des Temperaturgradienten erwies sich übrigens als verlässlich. Die Hitze war unerträglich für denjenigen, der nicht in Bewegung war. Wir demontierten unser Dach und machten auf Cabriolet.

Cabriolet
Cabriolet

Von nun an guckten mindestens die zwei Köpfe der Copiloten hoch hinaus. Wir rauschten durch die Dörfer wie auf einem Siegeszug mit lauter Musik und noch lauterer Hupe. Möteller, der "signore principale del Ticino" begrüsste sein Volk und wies die Kolonne wild in der Luft herumfuchtelnd zum überholen an. Die Autos gaben erfreut Gas, nur um sich wenige Sekunden später in der nächsten Kolonne vor dem zweiten Twike vorzufinden...

In Gondo
In Gondo

Doch der längste Twike-Tag war noch nicht zu Ende. Nach Domodossola überquerten wir in Gondo den Zoll und erreichten über den Simplon das Oberwallis. Die Ortschaft Grengiols VS, letzte Stärkung sowohl für Fahrzeug wie Fahrer bevor die Nachtschicht begann.

Schlafen im Twike
Schlafen im Twike

Um Mitternacht tankten wir ein letztes Mal auf in Oberwald, und nach zwei Uhr bewältigten wir die letzten Meter bis zum Grimselpass. Bis drei Uhr hatten wir dann auch ein idyllisches, lauschiges Plätzlein ausgemacht und bestaunten tief in die Schlafsäcke eingewickelt und auf dem Sitz bequem eingerichtet den fantastischen Sternenhimmel. (Für das erste Mal begrüssten wir die fünfziggrädigen Batterien als angenehme Heizung während des Einschlafens ...) --- Gute Nacht!

Am Donnerstag, 26. Juli folgte der dritte Rekord. Nach der 150 km und der 16-stündigen Etappe packte uns der Geschwindigkeitrausch -- die 100 km/h-Grenze ist nun erreicht. Wir staunten nicht schlecht als wir die 100 km/h auf dem Display aufleuchten sahen!

Beim 100 km/h-Rekord !
Beim 100 km/h-Rekord !

Später badeten wir im Sarner- und im Zürichsee, bekamen eine interessante stündige Führung durch die Twike-Herstellungsstätte in Hochdorf und vollendeten die Tour mit den letzten Metern zur 1000 Kilometer-Twike-Tour 2001.

Und was passiert weiter mit dem Twike? Die Idee des "FLYKE" liegt noch immer in der Luft. Doch wahrscheinlich gehört die Zukunft dem neuen Twike-Modell TWIKE.ME: luxuriöser und bequemer, schneller, weniger reperaturanfällig und ohne Pedalen. Aber wird das noch dasselbe sein?

 

Die Route

 

Kilometer total

Etappenkilometer

Bemerkungen

Freitag, 20.7.2001

000.0 km

0.00 km

 
Oerlingen ZH

000.0 km

0.00 km

 
Winterthur ZH

025.7 km

25.7 km

 
Rickenbach ZH

038.6 km

12.9 km

 
St. Gallen SG

106.0 km

67.4 km

 
Samstag, 21.7.2001      
Sargans SG

184.7 km

78.7 km

 
Vereina-Tunnel GR

237.4 km

52.7 km

 
Samedan GR

279.0 km

41.6 km

 
Dienstag, 24.7.2001

392.8 km

 

113.8 km Rundtour Samedan

Porlezza It

519.8 km

126.4 km

 
Lugano TI

537.4 km

17.6 km

150 km !! (TW 056)

Torricella TI

553.6 km

16.2 km

 
Mittwoch, 25.7.2001      
Cámedo TI

614.2 km

60.2 km

 
Gondo VS

664.2 km

50.0 km

 
Grengiols VS

724.3 km

60.1 km

 
Oberwald VS

759.2 km

34.9 km

 
Donnerstag, 26.7.2001      
Sarnen OW

840.2 km

81.0 km

 
Hochdorf LU

889.7 km

49.5 km

 
Zürich-Wollishofen ZH

940.2 km

50.5 km

 
Alten ZH

1000.0 km

59.8 km

 

 

Vielen Dank an

Heinz Mundwyler (für das TW 056)
Daniel Wenger (SwissLEM)
Segelfluggruppe Amlikon (Samedan)
Familie Maag (Torricella TI)
Twike-Center Lugano, Familie Gabutti
Maria Schoch (St. Gallen)
Peter Zeller (Internetgestaltung)
und natürlich an alle Stromspender ! J

Link: Bericht von der Reise im 2000

update: 9.8.2001

TWIKE KLUB WEB   –   info@dreifels.ch