TWIKE Klub
   

Autosalon Genf März 2009

Noch vor einem Jahr hat niemand daran geglaubt. Jetzt, eine Krise später, könnte man den Autosalon schon fast zum Elektro-Autosalon umbenennen: Ein kleiner Rundgang durch die neue Autowelt.

Wenn man zur Türe hineinmarschiert, stösst man direkt auf den IQ – "Intelligenz zu vorderst" könnten die Medien das betiteln. Eine Elektroversion steht als "Concept Vehicle" bereit. Mit Benzin braucht er 4.2l/100km und hat 4 Plätze.

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Klar die Ferraris, Lamborghinis, Bentleys, Hummers und andere Mega- und Monsterautos ziehen die Massen in das hintere Ende der Halle.

Unterwegs, in der Mitte, umrahmt von dutzenden von Elektroautos (Prototypen) thront der Stand von e-mobile. Susanne Wegmann drückt mir den aktuellen E-Führer in die Hand, ein doppelseitiges Blatt mit säuberlich aufgelisteter Zusammenstellung, damit wir alle Elektro- und Ökoautos auch finden - eine andere Welt als noch vor wenigen Jahren, als die Elektroautos eine kleine Restfläche in der hintersten Ecke der Halle 7, neben Reifenheber und Autopolituren zugestanden bekamen.
>>> www.e-mobile.ch

Der Führer ist extrem nützlich, denn Elektroautos erkennt man grundsätzlich nur daran, dass etwas irgendwo auf der Türe steht, am grünen Drehteller, an den Blümchen auf der Motorhaube, den sanften Pastelltönen oder dem provokativen Ladekabel, das entweder hinten oder vorne aus dem Kotflügel hängt und in einer mehr oder weniger designten Säule endet. (Die normalen Austellungsautos haben zwar auch alle ein Kabel dran für das Licht und Pantoffelkino am Armaturenbrett, aber dieses Kabel verschwindet unten etwas versteckt im Bodenbelag.)

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Die Ladekabel sind von der Dimensionierung allerdings eher für Rasierapparate als Elektroautos ausgelegt und erst in der kleingedruckten Fussnote erkennt man, dass dies wohl nicht für die 20 Minuten Schnellladung geeignet ist. Da bräuchte man um einiges dickere Schläuche, denn um eine Batterie von 30kWh (= 200km Reichweite bei einem Auto) in 20 Minuten statt in 10h schnell aufzuladen, müsste man 30 normale Steckdosen (230V/16A) gleichzeitig anzapfen!

Peugeot hat das Problem, zumindest theoretisch, erkannt. Der ausgestellte dreirädrige Hybridroller bietet 110km/h, Allradantrieb, zwei Sitzplätze und Windschutzscheibe bei einem Verbrauch von 2l/100km und 10km elektrischer Reichweite.

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Das Bindglied zwischen Velo und Auto; also schon recht nah beim TWIKE. Trotzdem wird es wohl kaum in Serie gehen, denn trotz Allradantrieb ist es nicht wintertauglicher als ein Motorrad und die Einkaufstasche findet nirgends Platz.

Effiziente und leichte Auto gab es schon früher. Der Morgen ist zwar nicht elektrisch, aber wäre als Elektroversion ziemlich effizient.

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Modernere Sportwagen haben heute viel Kohlefaser und sowohl Elektro- wie auch Benzinmotoren unter der Haube. Da gab es einige zu bestaunen und der Tesla war auch gleich mit drei Fahrzeugen an allen Ecken vertreten. Brabus hatte ihn mit einem nervenden Brummelsound-Generator ausgerüstet, damit er nicht zu sanft daherkommt – was kann ein Autotuner denn machen, wenn er nirgends einen Auspuff findet zum anbohren.

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Neben dem Tesla wirkt Christian gleich wie ein Riese. Falls jemand die Vorstellung hatte, dass ein TWIKE zu niedrig für den Strassenverkehr sei und kein Platz für Gepäck habe, ist dies eine gute Calibriergrundlage.

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Es geht aber auch elektrisch-hybrid noch flacher und schneller:

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RINSPEED präsentiert mit wunderbaren Pressebildern und Videos den "iChange", einen heissen Flunder mit Fahrleistungsdaten und einem Rennwagenfahrwerk, das selbst den Tesla auf dem Nürburgring zurücklassen würde. Per Knopfdruck kann er genügend Platz für drei Personen und Gepäck bieten. Der niedrige Flitzer bezieht seinen Strom übrigens aus den gleichen Batterien wie das TWIKE. dreifels LiFePO4-Akkus liefern die Leistung für den 140kW Elektromotor.

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Leider wird es wohl, wie bei allen Showcars von RINSPEED, bei diesem einen Prototypen bleiben. Eine Serie ist nicht geplant.

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Anders denken da die Inder. Dort baut Tata neue Autofabriken und der Nano steht schon als "Europa" Version auf dem Drehteller, wenn auch nur als Benziner, aber daneben steht auch die Elektroversion des Tata "Indica Vista" mit 55kW Motor, 26.5kWh Akku und 128km/h bei 160km Reichweite - Daten, die sich sehen lassen und mit dem ZEBRA Twingo vergleichbar wären. Dieser fehlte jedoch an der grossen Show, genauso wie der Think, das TWIKE und auch der Mindset – die wahren Stars brauchen diese Bühne eben nicht ;-)

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Den Prius gab es als Plug-in Hybrid zu sehen. Die Ausrüstung mit einem zweiten NiMH Paket gibt zusätzlich 6.5Ah und eine theoretische Reichweite von 10km. Lieferbar: noch nicht. In den USA kann sich jeder selbst ein Umbaukit kaufen und einbauen (z.B. www.pluginsupply.com)

Wer neben all den vielversprechenden Ausstellungsmodellen tatsächlich elektrisch fahren wollte, konnte dies im Keller der Halle 7 auf der Kartbahn erleben.

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Designmässig und technisch (mit Blei) konnten die Karts allerdings nicht ganz mit den oberen Geschossen der Halle mithalten.

Anstatt zu Fuss kann man Genf auch auf der Achse des Segway erleben. Neben den Videogames konnte man ihn auch testfahren.

Mit müden Füssen und über hundert Bilder von Elektroautos und deren Einzelteilen in der Kamera setzen wir uns in den fossilen KIA – auch die Koreaner werden bald ein Hybridmodell anbieten – und versuchen nach Hause zu fahren.
Jetzt wird mir erst klar, was Toyota mit "IQ" oder ausgesprochen "I queu" meint: zu Deutsch "Ich stehe Schlange". Die Autobahn zwischen Genf und Lausanne ist so voll, dass die ganze Schlange immer wieder grundlos sich selbst zum stehen bringt. Das lässt sich auch mit Hybrid- und Elektroantrieb nicht lösen, im Gegenteil, je effizienter das Auto, desto grösser ist der Anreiz es anstatt des ÖV zu verwenden.

Aber auch hierzu hat es ein passendes Modell auf dem Autosalon: Anstelle der Beifahrerin ist bereits serienmässig ein Velo eingebaut, damit man immer mobil bleibt.

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Ralph Schnyder, 8.3.2009
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