TWIKE Klub
   

Ein Wochenende beim TWIKE Hersteller FINE Mobile

Am Donnerstag 16.09.2006 besteigt der TWIKE Klub Präsident Stephan Meister zusammen mit Vorstandsmitglied Michael Schoch um 14 Uhr in Basel den ICE Richtung Frankfurt. Ihr Ziel: Das kleine Rosenthal im Herzen von Deutschland. Sie kennen es nicht? Dann empfehlen wir ihnen folgenden Reisebericht zu lesen!

Mit über 250km/h fliegt die Landschaft an uns vorbei, während wir Fragen über Fragen rund um den Hersteller des TWIKE notieren. In der letzten Zeit sind sehr wenige Informationen nach aussen gelangt und Spekulationen rund um FINE Mobile kursierten in TWIKE Kreisen. Warum warten gewisse Kunden seit bald einem Jahr auf ihr neues TWIKE? Was macht FINE Mobile, wo liegen die Probleme? Wir wollten es wissen und endlich Klarheit verschaffen.
Also haben wir uns ein verlängertes Wochenende Zeit genommen um Fotos zu schiessen und im Gespräch mit dem FINE Mobile Team in Rosenthal mehr zu erfahren. Mit der Dokumentation des Besuches im Internet werden wir der zeitlich stark beanspruchten Geschäftsleitung einen Dienst erweisen und allen Interessierten rund ums TWIKE die erwünschten Infos liefern.

Ab Frankfurt geht’s noch eine Stunde nördlich im InterRegio bis nach Marburg. Das vom Krieg verschonte Studenten-Städtchen an der Lahn hat eine hübsche Altstadt mit Schloss. Am Bahnhof werden wir von Martin Möscheid, Geschäftsführer der FINE Mobile, mit einem silbernen TWIKE ReDesign abgeholt. Ein dezentes Interieur, schwarze Ledersitze und ein geräuschloser ABM-Motor – so muss TWIKE fahren sein!

Unterwegs in Marburg/D

Im nahe gelegenen Biergarten löschen wir erst mal den Durst und treffen den Cheftechniker Bernd Werner. Mit ihm kommt auch Barbara Wilms, welche sich um die TWIKE News und administrative Fragen kümmert. Schon kreist das Gespräch ums TWIKE, und wir werden noch manche Stunde weiter diskutieren an diesem Wochenende!

Marburg/D

Spät abends nehmen wir die 25km nach Rosenthal unter die Räder. Eine ideale Strecke für TWIKE Interessenten oder Journalisten für eine erste Probefahrt mit dem TWIKE. Viel sehen wir nicht mehr und freuen uns auf das Bett in der netten Ferienwohnung im Städtchen.

Den Freitagmorgen beginnen wir mit einem Rundgang. Martin Möscheid hat sich grosszügig Zeit genommen, um uns alles zu zeigen und die Fragen ausführlich zu beantworten.

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In der nach Passivhausstandard gebauten Montagehalle stehen 3 halbfertige aus der Schweiz bestellte TWIKE. Alex Koppel, der gelernte Automechaniker, ist zuständig für die Endmontage und befestigt gerade eine Vordergabel am roten TWIKE ReDesign für die Schweiz.

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Wolfgang Möscheid hat alle TWIKE Teile in 8 Regalen fein säuberlich eingeordnet und beschriftet. Er stellt die heute Morgen eingegangenen Bestellungen zusammen und verpackt sie fachmännisch für den Versand per Post. Gut, dass er das TWIKE seit über 10 Jahren kennt!

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das Lager
Per Computer kann ein TWIKE Teil gesucht und auf den Platz genau in den Regalen lokalisiert werden.

Die Vormontageplätze sind rund um das Teilelager angeordnet und mit Montagehilfen der ehemaligen SWISSLEM eingerichtet.

Vormontageplätze

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Auf dem letzten Tisch werden seit kurzem die Motoren zusammengebaut. Die grösste Knacknuss konnte endlich gelöst werden. Nachdem sich der Motorenhersteller ABM aus der Produktion zurückgezogen hatte, sah sich FINE Mobile gezwungen, den Zusammenbau im eigenen Haus durchzuführen. Zähe Verhandlungen und eine schlechte Dokumentation verschlangen unnötig Arbeitszeit. Doch nun schnurren die ersten in Rosenthal aufgebauten Motoren und können eingebaut werden.

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Nach der Übernahme der TWIKE Produktion aus dem Nachlass der SWISSLEM im Jahr 2002, kämpfte die Crew um Martin Möscheid mit vielen kleinen unerwarteten Details. 17 LKWs mit Material mussten in der gemieteten Lagerhalle in Rosenthal geordnet und gestapelt werden. Ein Inventar wurde erstellt, einzelne Teile mussten bald nachbestellt oder nachgebaut werden, bei anderen fehlte der letzte Schliff.

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Ein Gebäude für die Montage und Büroräumlichkeiten wurde gebaut und Mitarbeiter wurden eingestellt und geschult. Dies alles neben den alltäglich eingehenden Anfragen von Interessenten und Journalisten, TWIKE Service, Kundenbetreuung und dem Versand von Ersatzteilen in die ganze Welt.
Bis Anfang dieses Jahres konnte noch auf vormontierte Baugruppen und fertig gebaute TWIKE aus dem Nachlass zurückgegriffen werden. Ca. 30 neue TWIKE wurden verkauft und ausgeliefert.

FINE Mobile wurde ursprünglich als Zusammenschluss der deutschen Vertriebspartner zum Aufbau eines Ersatzteillagers und Imports von TWIKE aus der Schweiz gegründet. Unverhofft übernahm die Firma dann vom Nachlass der SWISSLEM die Rolle des TWIKE Herstellers. Für den Fortbestand des TWIKE „Projekts“ bestimmt ein Glücksfall, sind doch die Geschäftsteilhaber seit der Pionierzeit infiziert vom TWIKE Virus und haben sich der Sache verschrieben.

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Das TWIKE durchbricht die Schallmauer

Unterdessen ist es bereits Freitagmittag geworden in Rosenthal, Zeit für eine Stärkung.
Eine englische Radiojournalistin muss um 14 Uhr in Marburg abgeholt werden. Sie will TWIKE Geräusche aufnehmen für eine Sendung zum Thema E-Fahrzeuge. Gerne übernehmen wir diese Aufgabe und machen uns mit 2 TWIKE auf Richtung Marburg. Kaum sass die junge Dame im silbernen TWIKE, bombardierte sie Stephan auch schon mit Fragen - in Englisch natürlich.

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In Rosenthal angekommen, wollte sie dann doch noch eine Runde mit dem Geschäftsführer drehen. Der erfahrene TWIKE Pilot war wohl etwas abgelenkt und realisierte nicht, dass dem TWIKE der Strom ausging. Pedalend kamen sie zurück von der Probefahrt. Sie hatte trotzdem grossen Spass und war begeistert vom leisen Flitzer. Ihre Reportage wurde unterdessen bereits ausgestrahlt auf der Deutschen Welle.

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Solche Besuche und Kontakte gehören ebenfalls zum Alltag des Geschäftsführers. Das TWIKE wird auch 10-jährig in Deutschland noch als Novum gehandelt und allgemein sehr positiv aufgenommen. In Marburg kommen uns TWIKE Challenge Erinnerungen hoch, als wir, kaum ausgestiegen, von Passanten auf unser Fahrzeug angesprochen werden.

Die Zeit vergeht schnell und unsere Liste mit Fragen ist lang. Immer wieder verlieren wir uns in unseren Visionen und denken bereits ans TWIKE von morgen.
Noch sind die Kapazitäten und finanziellen Möglichkeiten der FINE Mobile zu klein für den grossen Schritt in die Zukunft. Die Änderungen und Weiterentwicklungen liegen vor allem im Detail und sollen in jedem Fall mit bestehenden Fahrzeugen kompatibel sein. Der Kunde merkt vermutlich wenig davon. Das Ziel sind geringere Unterhaltskosten und das Verstärken von Schwachstellen, die im 10-jährigen Dauerbetrieb aufgetreten sind.
Der Schwerpunkt der Entwicklung liegt im Batteriebereich. Hier sucht FINE Mobile den Kontakt zu Batterieherstellern und Lieferanten. Leicht und langlebig sollen die Akkus sein, und vor allem einen vernünftigen Kilometerpreis ergeben.

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Für die neuen 5Ah NiCd und 8.9Ah NiMH Zellen haben Bernd und Martin ein robustes und servicefreundliches Gehäuse mit guter Lüftung entwickelt. Es kommt ab sofort zum Einsatz und wird von Valerij Radmacher fachmännisch zusammengebaut und verlötet.

In Deutschland sind die Distanzen länger. Das erfahren wir am Samstagabend im wahrsten Sinne des Wortes. Noch heute muss ein TWIKE ausgeliefert werden und es ist schon 4 Uhr nachmittags. Wir nehmen Martin diesen Job ab und staunen nicht schlecht, dass der Kunde 200km weit weg wohnt. In dieser Entfernung gäbe es in der Schweiz bestimmt schon das nächste TWIKE Center! Gestärkt vom Grill machen wir uns abends um 8 auf die Strecke. Das TWIKE passt genau in den VW Transporter von Martin. Angetrieben mit Pflanzenöl und geführt vom Navigationsgerät finden wir den Weg und laden wie vereinbart das TWIKE um 22 Uhr beim glücklichen Kunden ab. Einen kurzen Schwatz und ein Glas Orangensaft später nehmen wir den Heimweg unter die Räder. Ein TWIKE mit Glasbruch laden wir auf dem Heimweg auf. So gegen 2 Uhr morgens sinken wir müde ins Bett und träumen von riesigen Windfarmen und hübschen Journalistinnen.

Bereits um 7.30 Uhr holt uns der Wecker wieder aus dem Schlaf – an einem Sonntag! Zusammen mit den Mitarbeitern fahren wir zum nahe gelegenen Baggersee und wollen uns im Wakeboarden versuchen. Kurz vor 9 Uhr zwängen wir uns in die vom Vortag noch feuchten Neoprenanzüge. Schon bald zwingt uns der Instruktor zum Sprung ins kalte Wasser.

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Mit Ski’s und Kneeboard drehen wir die ersten Runden am Schlepplift (ca. 30 km/h). Wakeboarden hat’s dann in sich und wir tauchen öfter als uns lieb ist. Eine gute Gelegenheit, um den von TWIKE Gesprächen überfüllten Kopf etwas abzukühlen.


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Nach 2h setzen wir uns mit lang gezogenen Armen auf die Terrasse und schaffen es kaum mehr, das Glas zu heben um anzustossen. Unterdessen drehen die Girls vom Club ihre Runden und zeigen uns was möglich ist. Wir sind schon mal gespannt auf den Muskelkater!


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Der Produktionsleiter Holger Tausch hat unsere Stürze und Powerslides mit der Kamera festgehalten. Auch in seinem Berufsalltag bei FINE Mobile dreht sich momentan alles um das Dokumentieren. Die Produktionsabläufe und einzelnen (Vor-)Montage Schritte werden aufgeschrieben. Zusammen mit einem Berater aus der Automobilindustrie werden sie in den nächsten Tagen überdacht und optimiert. FINE Mobile ist sehr darauf bedacht, dem Kunden ein qualitativ hoch stehendes Produkt zu verkaufen.

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Ein schönes Bild für einen Mitarbeiterparkplatz! Wer bei FINE Mobile arbeitet, fährt TWIKE.

Schon ist’s Montagmorgen, der Geschäftsalltag beginnt von neuem. Der Betriebshund Willy und sein Neffe Bolle merken es als Erste: Bald heisst es Abschied nehmen.
Wir hatten ein intensives und interessantes Wochenende mit vielen angeregten Gesprächen. Herzlichen Dank für die Gastfreundschaft! Rosenthal ist eine Reise Wert.

Mit einen guten Gefühl besteigen wir den ICE zurück in die Schweiz. Die Produktion ist angelaufen und die Auftragsbücher von FINE Mobile sind voll. Die Nachfrage nach dem TWIKE ist gestiegen. Initiative Vertriebspartner in Holland und den USA sorgen für internationale Aufmerksamkeit. Ein motiviertes und qualifiziertes Mitarbeiterteam hat sich dem TWIKE mit Herzblut verschrieben.

FINE Mobile GmbH
es fehlen: Bernd Werner und Holger Tausch (Ferien)
im Januar beginnt neu: Rainer Scheschelsky

Noch läuft die Produktion aber im Kriechgang. Die Wartezeit für ein TWIKE beträgt ca. ein Jahr. FINE Mobile könnte zusätzliche Arbeitskräfte und liquide Mittel gut gebrauchen um die Produktion schneller auf 50-100 TWIKE pro Jahr zu steigern.
Die zurückhaltende und etwas übervorsichtige Kommunikation hat mehr Fragen aufgeworfen als verhindert. Eine gewisse Verunsicherung über das Wohl der Firma und eine Missstimmung haben sich entwickelt. Martin will mit regelmässigen News im Web in Zukunft mehr informieren.
Unter den vielen anstehenden Aufgaben müssen Prioritäten gesetzt werden. Dass FINE Mobile als Unternehmen in den letzten 4 Jahren finanziell erfolgreich funktioniert hat, zeigt für uns, dass die Schwerpunkte richtig gesetzt wurden.

Wir hoffen, mit diesem Bericht einen kleinen Einblick in die Arbeit von FINE Mobile gegeben zu haben. Bald werden wir die einzelnen Mitarbeiter und die Organisationsstruktur der Firma noch vorstellen. News über technische Entwicklungen und Aktivitäten von FINE Mobile werden in unregelmässigen Abständen folgen.

Wir wünschen FINE Mobile viel Power. Die Zukunft spricht für das TWIKE. Und wir freuen uns, Teil dieser sinnvollen Bewegung zu sein. Let’s TWIKE!


M. Möscheid will hoch hinaus!

Für den TWIKE Klub
Michael Schoch, TW140
Stephan Meister, TW188

im September 2006

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